Heute Abend ist mir etwas aufgefallen. Ich habe auf unserem Bett im Wohnwagen gesessen und habe ein wenig gearbeitet. Als ich dann noch einmal kurz auf meinem Instagram Account etwas nachgesehen, wurde mir mein eigenes Reel angezeigt, dass ich heute Nachmittag von der Ankunft hier vor Ort gemacht habe. Und ich hatte völlig vergessen, dass wir wieder an einem neuen Ort stehen.
Jeden Anfang von ein Zauber inne…
Hermann Hesse
Zu Beginn unserer Reise war jeder neue Ort spannend und aufregend und es fühlte sich jedes Mal so an, als wären wir wieder umgezogen. Inklusive der ersten Nächte, in denen man wegen der ungewohnten Umgebung schlechter schläft und häufiger wach wird (zumindest ging mir das schon immer bei meinen früheren Umzügen so, dass ich erst nach ein paar Tagen so richtig gut und fest durchgeschlafen habe).

Lukas und die Zwillingen an und in einem Bergsee in Rumänien.
Inzwischen ist das anders. Inzwischen ist der Wohnwagen so sehr Zuhause und Gewohnheit geworden, dass es relativ egal ist, wo wir gerade stehen, ich fühle mich sicher und geborgen und zu hause. Diese wenigen Quadratmeter sind unser Reich und dabei ist es egal, wo wir diese gerade im Moment parken.
Ich weiß nicht, wie das wäre, wenn wir wirklich mal an einem „unsicheren“ Ort stehen würden und nicht auf einem Campingplatz oder auf einem Bauernhof stehen sollten, aber jetzt gerade im Moment kann mein Zuhause fast überall in Europa stehen und ich fühle mich dort wohl.
Ängste und Unsicherheiten
Als wir im Juli nach Rumänien gefahren sind, gab es so viele erste Male, die mich unsicher gemacht haben. Eigentlich haben sie mir ehrlich gesagt sogar Angst gemacht. Ich bin leider sowieso eher ein ängstlicher Mensch, der sich gerne die Worstcaseszenarien dieser Welt ausmalt und sich selbst damit jede Menge Sorgen und Ängste beschert. Das ist so ein transgenerationales Ding. Meine Mama ist auch schon so und nur aus Erzählungen vermute ich, dass meine Oma auch schon so war. Meine Mutter musste sich als Kind bei Gewitter immer mit der ganzen Familie auf der Couch im Wohnzimmer versammeln und man wartete mit gepackten Dokumenten darauf, dass das Gewitter vorbei ist. Und auch auf dem Hof habe ich bei Unwetter nicht geschlafen, fühlte mich unwohl, wenn Lukas abends oder nachts oder frühmorgens nicht im Haus war.
Die vielen ersten Male und das häufige Verlassen meiner Komfortzone in diesem Jahr haben mich allerdings absolut abgehärtet. Auf den ersten Kilometern in Ungarn auf der Autobahn habe ich mir noch unglaublich Sorgen darüber gemacht, dass wir auf Grund der fehlenden Sprachkenntnisse irgendetwas wichtiges verpassen würden, das auf den Verkehrsschildern steht. Nach mehreren Wochen Autofahren in Rumänien wurde das Fahren im Ausland mit Schildern in fremder Sprache so selbstverständlich, dass die Angst völlig verschwunden ist.
Alles wird besser als man denkt
Nach den letzten Jahren auf dem Hof, in denen sich viele Befürchtungen und Ängste am Ende in Wahrheit und Realität verwandelt haben, habe ich aus dieser Hoferfahrung und den schönen aber eben auch manchmal unsicheren und abenteuerlichen Erfahrungen auf der Reise eins gelernt: Es ist bisher nie zum Worstcase Szenarium gekommen und deshalb macht es absolut keinen Sinn sich schon vorher von der Angst verrückt machen zu lassen. Und wenn es dann doch mal so weit sein sollte und schlimme Dinge passieren, dann hat es weder geholfen noch diese verhindert, dass man sich vorher schon so gefürchtet hat.
Viel eher ist es doch so, dass man sich durch die Angst in einen Käfig sperren lässt und viele gute Dinge verpasst, weil man sich vor den schlechten fürchtet. Und im schlimmsten Fall verpasst man so ein ganzes schönes, spannendes Leben?!
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