30. November 2023: Nachdem wir es die letzten Wochen nicht geschafft haben, aus Deutschland wieder los zu kommen, fahren wir am Wochenende endlich weiter in den Süden. Es ist auch inzwischen viel zu kalt geworden, um es mit 6 Personen noch lange im Wohnwagen lebend, hier auszuhalten. Plötzlich ist der große Wohnwagen nämlich sehr eng für die Bedürfnisse von 6 Individuen.

Entscheidungen zwischen Herz und Hirn
Nach langen Überlegungen und vielen langen Diskussionen ist bei uns eine Entscheidung gefallen. Wir werden Weihnachten nicht nach Hause kommen und ich werde das erste Mal in meinem Leben Weihnachten nicht mit meinen Eltern in meinem Elternhaus feiern. Genau deswegen habe ich sehr heftig und sehr intensiv mit meinem Mann (der grundsätzlich nicht so emotional im Thema Weihnachten ist wie ich) diskutiert.
Es war immer der Plan an Weihnachten nach Hause zu kommen und das Fest der Liebe mit den Liebsten zu feiern. Mit den geliebten und gewohnten Traditionen. Mit Entenbrustfilet in Honig-Orangen-Soße und Kroketten und dem leckeren grünen Salat meiner Mama (ich esse gar keine Entenbrust mehr, aber die Soße ist so lecker). Mit dem geschmückten Weihnachtsbaum und der großen Krippe mit Landschaft, die mein Vater jedes Jahr aufbaut und dekoriert und die er schon seit meiner Kindheit versucht vor den spielenden Kindern zu schützen.
Nachdem wir aber nun fast 3 Monate aus verschiedensten Gründen (die meisten haben mit Bürokratie zu tun) in Deutschland geblieben sind, hat es allerdings keinen Sinn schon in der Mitte des Dezembers wieder nach Deutschland zu kommen. Zumindest nicht wenn wir noch einige der Länder auf unserer Wunschliste für dieses eine Jahr Europareise sehen und erkunden wollen. Das muss sogar ich ,bei aller Emotionalität in der Sache, einsehen. Kurzfristig hatte ich den Plan gefasst, ob wir dann nicht einfach den Wohnwagen in Italien stehen lassen und uns Zugtickets holen und mit einem Kurzaufenthalt in der Schweiz doch noch irgendwie über die Feiertage nach Hause fahren sollten.
Das können wir uns bei vernünftiger Betrachtung allerdings genauso wenig leisten, wie die Strecke mit dem Auto zu überwinden. Beide Varianten hätten im Nachhinein unwiderruflich Konsequenzen für unsere weitere Reise.
Ein Traum gegen einen Traum
Der Traum Weihnachten nach Hause zu kommen und den Kindern und mir selbst zu zeigen, dass wir immer noch dorthin gehören, weil wir doch die wichtigste Zeit im Jahr für die Familie dort verbringen, steht also im direkten Konflikt zu dem Traum der Reise durch Europa und der Möglichkeit möglichst viele Länder auf dieser Reise zu besuchen. Und noch konkreter können wir nicht die Reise zu Weihnachten nach Hause und eventuell eine Fahrt mit der Autofähre von Italien nach Griechenland beide im Dezember und oder Januar bezahlen.
Also kommen wir nicht nach Hause. Wir bleiben in Italien, nutzen die Chance uns italienische Weihnachtstraditionen anzusehen und freuen uns umso mehr im nächsten Jahr wieder mit den Liebsten in der Heimat zu feiern. (Wobei Lukas hofft, dass wir Weihnachten zum mindest zu Teil ab jetzt immer in einem anderen Land feiern wollen und werden).
Ein Hauch von heimatlicher Weihnacht
Zumindest haben wir den 30. November genutzt, um ein bisschen in die deutsche Weihnachtskultur einzutauchen und waren in Konstanz auf dem Weihnachtsmarkt am See. Und ich habe noch nie einen so schönen und romantischen Weihnachtsmarkt besucht. Wobei das eventuell auch an der Situation und der ihr innewohnenden Melancholie liegen könnte. Und daran, dass wir schon mit der Fähre über den Bodensee nach Konstanz und zum Weihnachtsmarkt hin gefahren sind. Fast noch schöner war die Rückfahrt über den See in der Dunkelheit. Wir haben uns von dem einen Lichtermeer am Horizont weg zum anderen Lichtermeer am Horizont hinbewegt. Dazwischen tiefste Dunkelheit, unterbrochen nur durch die Beleuchtung unserer Fähre und der Fähren, die uns entgegen kamen.
Wir haben auf dem Weihnachtsmarkt Pommes und Käsespätzle gegessen gebrannte Mandeln gekauft und sogar einen Adventskranz für den Wohnwagen besorgt. Vielleicht feiern wir Weihnachten dieses Jahr anders. Aber wir werden es feiern. Vermutlich mit noch weniger Chancen auf weiße Weihnacht und ohne Weihnachtsbaum und Krippe und Kinderchristmette. Aber mit uns als Kernfamilie und gutem Essen. Und wer weiß vielleicht finden wir tatsächlich ja auch neue Traditionen, die wir danach in unser Weihnachtsfest Zuhause integrieren wollen.