Als wir im September 2022 beschlossen haben, im nächsten Jahr als Familie mit 4 kleinen Kindern auf Europareise zu fahren, war der nächste Schritt nach einem geeigneten Gefährt für dieses Unterfangen zu suchen. Natürlich hatten wir sofort Bilder im Kopf von romantischen Sonnenuntergängen am Meer und einem Wohnmobil, das am Strand steht. Neben dem Wohnmobil stehen zwei Palmen, die den perfekten Abstand zueinander haben, damit meine blaue Hängematte dazwischen hängen kann. So viel zur romantischen Vorstellung. 

Wohnmobil oder -wagen?

Bei der Recherche im Internet wurde uns dann schnell deutlich, dass die Suche nach dem passenden Zuhause auf Rädern für uns, sich doch etwas schwierig gestalten würde. Zu Beginn suchten wir erstmal nach Wohnmobilen. Die Vorstellung, hinfahren zu können, wo man will und dort einfach jederzeit stehen bleiben zu können und zu übernachten, war einfach verlockend. Aber schon nach kurzer Zeit der Onlinerecherche wurde uns bewusst, dass es keine Wohnmobile gibt, die für unsere Personenanzahl konzipiert sind (insbesondere bei vier Kindern, die alle noch einen Kindersitz benötigen), über genügend Schlafmöglichkeiten verfügen, keines LKW-Führerschein bedürfen und auch noch in unser doch sehr knappes Budget passen.

Der Traum vom autarken Wohnmobil war also sehr schnell passe. Es hatte in unserem speziellen Fall einfach mehr Sinn nach einem geeigneten Wohnwagen zu suchen; noch dazu, weil wir den Großteil der Zeit auf Bauernhöfen stehen würden, über die Lukas auf seinem Youtube-kanal berichten wollte und es dort meistens kein Problem gibt an Strom und Wasser zu kommen. Außerdem sind die Kinder und ich mit einem Wohnwagen unabhängiger und können mit dem Auto den Hof verlassen, ohne dass wir gleich alles einpacken und mitnehmen müssen.  Für einen gebrauchten Wohnwagen muss man meist zusätzlich weniger Geld auf den Tisch legen als für ein Wohnmobil. Und auch das Kindersitzproblem ist gelöst, da wir einfach alle in unserem treuen Mercedes-Vito sitzen, in dem schon seit längerem alle vier Kindersitze fest installiert sind. Also gaben wir die Suche nach einem Wohnmobil auf und suchten gezielt nach einem Allrounder-Wohnwagen für uns als Großfamilie.  

Die Vorstellung vom Traumwohnwagen

Ein Etagenbett war von den beiden großen Kindern gewünscht und somit für uns Bedingung beim Wohnwagenkauf. Uns Erwachsenen war es wichtig, dass die Kinder in einem eigenen Bereich schlafen, damit wir nicht jeden Abend gezwungen sind, zeitgleich mit den Kindern ins Bett zu gehen und das Licht auszumachen. Natürlich brauchen wir eine funktionierende Küche und ein Bad, dass es Lukas ermöglichen sollte eine Trocken-Trenn-Toilette einzubauen. Außerdem wollte ich unbedingt die Möglichkeit haben im Wohnwagen zu duschen. Und ebenso war uns allen die Optik wichtig. Wenn wir ein Jahr in einem Wohnwagen auf wenigen Quadratmetern leben wollen, dann muss es schon schön und gemütlich sein.

Leider hatten wir das Pech genau zu einer Zeit nach Wohnwagen zu suchen, in der die Preise auf Grund der hohen Nachfrage durch Corona sehr hoch waren. Wir durchsuchten über Wochen und Monate das Internet ohne uns auch nur einen einzigen Wagen anzusehen. Lukas kaufte sich ein Feuchtigkeitsmessgerät, nachdem er mehrere Youtube-tutorials gesehen hatte, in denen mehrfach gemahnt wurde, dass das Schlimmste, was man beim Wohnwagenkauf übersehen könnte, eindringende Feuchtigkeit sei. 

Wir waren theoretisch die am besten vorbereiteten Wohnwagenkäufer, die man finden kann. Und trotzdem waren wir überhaupt nicht vorbereitet. 

Von der Theorie zur Praxis: Die Wohnwagenbesichtigungen

Wir haben uns im Februar 2023 den ersten Wohnwagen angesehen. Einen wunderschönen Dethleffs, nicht zu alt, sehr gut gepflegt. Mit einem Etagenbett, einer richtigen Duschkabine und einem extra großen Kühlschrank. Ein Traum von einem Wohnwagen. Allerding für mein Gefühl innen zu eng und außen zu breit. Der Wohnwagen war nämlich 2 Meter 50 breit und ich hatte von mehreren Leuten gehört, dass man in der Schweiz damit Schwierigkeiten bekommen würde. Außerdem lag er leider 2000€ über unserem Budget. Also entschieden wir uns gegen diesen Wagen, dem ich bis heute noch ein wenig hinterher trauere.

Als nächstes fuhren wir für einen Wohnwagen ganze 230 Kilometer weit. Ein Hobby, der alles hatte, was wir haben wollten. Etagenbett, festes Elternbett, Sitzgruppe in der Mitte gegenüber der Küche liegend. Neben dem Elternbett, dass man durch eine Schiebetür abtrennen konnte, das Badezimmer mit Toilette und Dusche. Allerdings roch der Wagen unangenehm nach Zigarettenqualm und an zwei Stellen meldete Lukas Feuchtigkeitsmesser Feuchtigkeit. Also nahmen wir auch von diesem Wohnwagen Abstand. 

Und dann fand ich einen weiteren Wohnwagen. Ganz bei uns in der Nähe. Dieser Wohnwagen hatte nichts von dem, was wir eigentlich unbedingt haben wollten. Kein Etagenbett, keine Dusche, kein abtrennbares Kinderzimmer. Wir sind trotzdem hingefahren, um uns diesen Wohnwagen einfach mal anzuschauen. Es handelte sich wieder um einen Dethleffs. 

Eigentlich sind wir uns diesen Wohnwagen nur anschauen gefahren, weil er so nah an unserem Heimatort stand. Und weil er auf den Bildern in der Anzeige supergemütlich aussah und vor allem geräumig. Und er passte einfach in unser Budget. 12 Stunden später waren wir stolze Besitzer eines Dethleffs Summer Edition 2003. 

Ergebniskontrolle: fließendes Wasser und Gasprobleme

Mit diesem Wohnwagen befinden wir uns also aktuell auf Europareise. Wir sind immer noch zufrieden. Meistens jedenfalls. Lukas hat das alte Badezimmer herausgerissen und eine Trockentrenntoilette und Holzregale eingebaut. Außerdem haben wir eine Van-Gogh-Tapete angebracht. Über dem hinteren Kingsize Bett ist jetzt ein Hochbett für unsere Große angebracht. Auf der großen Liegefläche darunter liegen die drei Jungs. Wir Erwachsenen bauen uns jeden Abend die Sitzecke um. Was uns von diesem Wagen am Ende überzeugt hat, war das Raumgefühl, dass er dadurch hat, dass die Küche anders als bei den meisten anderen Wohnwagen gegenüber der Eingangstür ist und direkt neben der Tür ein kleines abgerundetes Schränkchen. Dadurch haben wir einen großen Flur zwischen Sitzecke und „Kinderzimmer“. 

Nun aber zu den negativen Seiten, die sich alle erst im Laufe der Zeit herauskristallisiert haben. Wir waren bei der Besichtigung so damit beschäftigt festzustellen, dass es keine feuchten Stellen gibt, dass wir auf andere Dinge wenig geachtet haben. Von den drei Herdplatten (und ich habe mich so gefreut, dass es drei sind), funktionierte nur genau die, die uns bei der Besichtigung gezeigt wurde. Bei beiden anderen Platten, saß die Gaszufuhr zu. Gleiches gilt für die Gasfunktion des Kühlschranks. (Ein Schelm ist, wer dabei Absicht wittert). Die Warmwassertherme war komplett gesprungen, allerdings so, dass man es von außen nicht sehen konnte. Man sagte uns beim Verkaufsgespräch, man wolle ehrlich sein: „Man könne uns leider nicht zeigen, ob das Wasser funktioniert, weil die Pumpe im Tank kaputt sei. Deshalb würde man die Kosten für eine neue Pumpe vom Kaufpreis abziehen.“

Als wir noch zu Hause eine neue Pumpe besorgt hatten und das Wasser angestellt haben, hatten wir natürlich fließend Wasser im Wohnwagen. Leider nicht aus dem Wasserhahn, sondern aus der Warmwassertherme unterm Bett. Die alte Pumpe funktionierte übrigens einwandfrei.

Und trotzdem fühlen wir uns mit unserem Wohnwagen wohl. Wir leben so nun schon ein halbes Jahr und fühlen uns zu Hause. Im Übrigen haben wir bis jetzt noch keine neue Wasserinstallation und keine Dusche, weil wir bisher auch wunderbar ohne ausgekommen sind. Zu 90% konnten wir auf den Höfen duschen und ansonsten gehen wir und vor allem die Kinder sehr gerne ins Schwimmbad, wo man nach dem Besuch sowieso duscht. Oder wir fahren für ein oder zwei Nächte zwischendurch mal auf einen Campingplatz.

Das ist sowieso unsere größte Erkenntnis aus dem Leben von unterwegs. Improvisation ist viel wichtiger und meist auch schöner als Planung. Und das beginnt schon mit der Suche nach dem besten Gefährt.